Stadtrundgang in Santiago
Im Großraum Santiago, zu Füßen der imposanten Andenkette, leben über 7 Millionen Menschen, mehr als ein Drittel aller Chilenen. Die Hauptstadt ist nicht nur wirtschaftliches und politisches Zentrum des Landes, sondern auch kultureller Mittelpunkt. Es gibt zahlreiche Theater, Museen und Galerien und viele andere interessante Möglichkeiten, seine Freizeit in Santiago zu verbringen und Eindrücke von der Lebensart der gastfreundlichen Chilenen zu sammeln.
Das historische Zentrum
Ausgangspunkt für einen ersten Stadtrundgang kann die Plaza de Armas sein, mitten im historischen Zentrum und einfach erreichbar über die gleichnamige Metrostation. Benannt wurde der quadratische Platz mit Musikpavillon, Grünanlagen und Parkbänken nach den Waffen, die dort zu Zeiten der Konquistadoren zum Schutz der Siedler lagerten. Später war die Plaza Schauplatz öffentlicher Ereignisse, von Truppenparaden über religiöse Prozesse bis zu Hinrichtungen. Im Westen liegt die Kathedrale, ein Bau aus dem 18. Jahrhundert mit einer üppigen, weitgehend von bayerischen Jesuiten stammenden Innenausstattung - die fünfte Kirche, die an dieser Stelle erbaut wurde. Nördlich der Plaza schließen drei weitere historische Gebäude an: die Post, früher Gouverneurspalast, das Museo Histórico Nacional im ehemaligen königlichen Audienzgebäude und das Rathaus an der Stelle, wo einmal das Gefängnis war.
Die Innenstadt, ein Musterbeispiel für kolonialspanische Stadtplanung, ist in regelmäßigen Quadraten angelegt (cuadras). Eine Cuadra weiter westlich beherbergt das Museo de Arte Precolombino eine Sammlung zur Geschichte und Kultur der lateinamerikanischen Ureinwohner. Zwischen den Straßen Morandé und Teatinos liegt die 1805 erbaute Münzprägestätte La Moneda, seit 1846 Sitz des Präsidenten. Beim Militärputsch von 1973 wurde das Gebäude bombardiert, Präsident Allende nahm sich das Leben. Heute erstrahlt der Regierungspalast wieder in alter Pracht. Auf seiner Südseite lohnt sich der Besuch des unterirdischen Kulturzentrums Palacio La Moneda, mit wechselnden Ausstellungen, Kunstgewerbe und Cafés.
Auf der Alameda, wie die Hauptachse Santiagos (offiziell: Avenida Libertador General Bernardo O´Higgins) bei den Santiaguinos heißt, wenden wir uns Richtung Osten (Anden), passieren rechter Hand das Hauptgebäude der Universidad de Chile, der größten staatlichen Universität, und gelangen auf der selben Seite der Alameda ins Viertel París-Londres. Das in den zwanziger Jahren entworfene Häuser-Ensemble vereint auf kleinstem Raum Imitationen zahlreicher Stile der europäischen Architektur. Hier steht auch die 1618 erbaute Iglesia San Francisco, die älteste Kirche Santiagos und eines der wenigen aus der frühen Kolonialzeit erhaltenen Gebäude. Das Altarbild der Virgen de Socorro soll Pedro de Valdivia selbst nach Chile gebracht haben.
Beachtung findet auch das Teatro Municipal (Ecke San Antonio/Agustinas), ein Barockensemble mit klassischen französischen Wandelgängen. Hier finden klassische Konzerte und Opernaufführungen statt. Von hier sind es nur wenige Schritte bis zum grünen Cerro Santa Lucía, der ersten spanischen Festung. Von der Spitze des Stadthügels bietet sich an klaren Tagen ein beeindruckender Blick auf das Zentrum und die Kordillere.
Die Bohème-Viertel
Im Barrio Lastarria östlich des Cerro Santa Lucía lohnt es sich, durch die kleinen Straßen voller Cafés und Designerläden zu schlendern und der Plaza Mulato Gil de Castro (Lastarria 305) einen Besuch abzustatten: Um einen lauschigen Innenhof gruppieren sich Restaurants, Cafés und das Museo de Artes Visuales (MAVI), das sich der zeitgenössischen Kunst verschrieben hat.
Durch die Boheme-Atmosphäre des nördlich anschließenden Viertels Bellas Artes gelangen wir in den Parque Forestal (s. Stadtparks), in dessen Mitte das Museo de Bellas Artes thront, ein stolzer neoklassizistischer Palast der Schönen Künste. Schlendert man weiter durch den Park Richtung Westen, gelangt man zum Mercado Central, dem wunderschönen Marktgebäude aus dem Jahre 1872. Hier kann man bei frischem Fisch und Meeresfrüchten das bunte Markttreiben beobachten.
Die Innenstadt ist nur ein kleiner Teil dessen, was Santiago zu bieten hat. Andere Barrios wie das Künstler- und Kneipenviertel Bellavista, der studentisch geprägte Barrio Brasil rund um die gleichnamige Plaza, die malerische Straße Concha y Toro (Metro República) oder das boomende Künstler- und Designerviertel Barrio Italia vermitteln den Eindruck, man befände sich gar nicht in einer Millionenstadt: Freundliche, bunte, ein- oder zweistöckige Häuser, gemütliche Bars und Restaurants, Galerien und Kulturzentren, nette Parks und versteckte Plätze strahlen die Ruhe aus, die man in der Innenstadt vergeblich sucht.
Barrio Alto
Im oberen Teil der Stadt, dem Barrio Alto, sprießen die Wolkenkratzer: Bürotürme, Malls und Apartment-Hochhäuser geben nur selten den Blick frei auf die nahen Berge. Hier zeigt sich die Hauptstadt von ihrer modernen Seite, etwa im Geschäftsviertel "Sanhattan" und an der 2012 eingeweihten, riesigen Einkaufs-Mall Costanera Center. Die Stadtbezirke Las Condes, Vitacura und Lo Barnechea werden geprägt von nordamerikanisch anmutenden (und oft nur per Auto erreichbaren) Villen- und Geschäfts-Vierteln mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten und gastronomischen Anziehungspunkten.