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Ein Blog von ContactChile

Barrio Brasil und Barrio Yungay – Santiagos traditionsreichste Viertel

Geschrieben von Tracey Chandler und Ana María Valenzuela für ContactChile
Übersetzt von Nicole Reis

Das Barrio Brasil ist ein Viertel im westlichen Teil von Santiago, das als eines der traditionsreichsten Wohngebiete der Hauptstadt gilt. Ein Spaziergang durch seine Straßen, seine Architektur und die lokale Kulturgeschichte ist eine schöne Erfahrung und erlaubt einem, dieser sonst so hektischen und schnelllebigen Stadt einen Nachmittag lang zu entfliehen.

Das Viertel war Ende des 19. Jahrhunderts das neuralgische Zentrum der chilenischen Oberschicht. Gestalt nahm es an, als man zu Ehren der sich hier befindlichen brasilianischen Botschaft, die Calle Brasil und die Plaza Brasil anlegte. Nach und nach entstanden grosse Häuser, in denen die wohlhabenden Familien ihre goldenen Jahre verbrachten. Die Mischung von neogotischer und neoklassischer Architektur erinnert heute an diese glamouröse Vergangenheit.

In den 1940er Jahren begannen die reichen Familien, in den östlichen Teil der Hauptstadt zu ziehen. Heute ist das Barrio Brasil weit entfernt von seinem einst glamourösen Flair. Doch das Viertel erfindet sich seither immer wieder neu und ist zu einem unverwechselbaren Zentrum der Großstadt-Boheme Santiagos geworden. Sein historischer, architektonischer und kultureller Wert steht außer Frage, hinzu kommt die grosse Auswahl an Restaurants, Bars und Cafés.

plaza brasil
Plaza Brasil – Foto: Teresita Pérez/Plataforma Urbana

Plaza Brasil

Diese zentrale Plaza ist einer der besten Plätze der Stadt, um einen Nachmittag auf einer Wiese zu verbringen, ein Buch zu lesen oder mit Freunden einen Picknick zu veranstalten. Es ist ein Ort, an dem man sich sicherlich nicht langweilt, denn es gibt viel zu beobachten. Mit etwas Glück trifft man auf reisende Zirkusartisten, die ihre Fähigkeiten üben oder eine Show vorbereiten, unter den Bäumen scharen sich „Yogis“ und verschiedene Gruppen, die Capoeira oder Tai Chi üben. Viele Musiker verbringen hier ihre Nachmittag oder kommen her, um mit einem Kollegen einen neuen Rhythmus einzustudieren.

Familien mit Kindern tollen herum, tummeln sich auf dem Spielplatz der sich in der Mitte des Platzes befindt. An ausgewählten Wochenenden findet eine Art Tausch-Markt statt, bei dem man Kleidung oder andere Objekte, die man nicht mehr möchte für Gegenstände eintauscht, die einem Freude bereiten oder die man benötigt. Schöner Nebeneffekt: weniger Kommerz, mehr Umweltbewusstsein.

Bars, Restaurants und Nachtleben

In der Avenida Brasil gibt es unzählige Bars und Restaurants. Sie sind meist bis in die frühen Morgenstunden geöffnet und bieten eine grosse Auswahl an Cocktails für jeden Geschmack. Wenn man zur berühmten „Happy Hour“ hingeht, profitiert man in vielen Bars wie „Cosmopolitan„, „Springfield“ oder „La Remolienda“ von reduzierten Preisen oder 2 für 1 – Angeboten – üblicherweise zwischen 17 und 22 Uhr.

Diese Bars sind der perfekte Ort, um während der Sommermonate Freunde zu treffen, einen Feierabend oder eine Partynacht zu zelbrieren. Viele Tische laden zum Verweilen ein und bei Sonnenuntergang herrscht eine gesellige Atmosphäre. Die riesigen Palmen in der Mitte der Avenida verleihen der Hauptstrasse zusätzlich ein karibisches Flair.

Auch wenn Sie kein Partygänger sind, ist dieses Viertel dennoch interessant, denn hier kann man gut essen. In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom in der lokalen Restaurantszene. Im „Juan y Medio“ kommen Fleisch-Liebhaber voll auf ihre Kosten, die Cafeteria „La Huérfana“ ist der place to be für Vegetarier und alle, die gerne fleischlos essen; hier wird nur mit Bio-Produkten gearbeitet. Veganer frequentieren die Cafeteria „Veg & Bake„. Trotz des Wandels gibt es aber noch immer Cafés und Bäckereien mit authentischer brasilianischer Küche, wie das „Bolos Brasil„, wo man neben anderen Köstlichkeiten „café da manhá“, „brigadeiros“ oder Käsebrot kosten kann.

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Hurtado Rodríguez Strasse, Barrio Yungay – Foto: B1mbo Wikimedia Commons

Gleich neben dem Barrio Yungay

Das Barrio Brasil ist nur zwei Blocks vom Barrio Yungay entfernt. Durch ihre Geschichte und Lage vereint, werden diese zwei Viertel oft zusammen besucht. Hier ein Tipp: das Barrio Yungay ist einiges grösser, daher lohnt es sich, die beiden Viertel separat zu erkunden.

Das Viertel Yungay ist nach dem Sieg der Chilenen über die peruanisch-bolivianischen Könföderierten in der Schlacht von Yungay 1839 benannt. Heute befinden sich im Stadtteil einige der wichtigsten Museen Santiagos, wie das Museum für zeitgenössische Kunst, das Nationalmuseum für Naturkunde, das Eisenbahn-Museum, das Museo Artequín sowie einige der traditionsreichsten Schulen, wie z.B. das Internat Barros Arana oder das Liceo Amunátegui. Nicht zu vergessen: der Quinta Normal Park, der neben der Plaza Yungay, wo sich das Denkmal für den „chilenischen Roto“ befindet, einer der beliebtesten Parks ist.  

Die Häuser des Barrio Yungay sind mit den kreativsten und politisch aufgeladensten Graffitis von Santiago bedeckt. Diejenigen Wände, die nicht mit Graffitis bemalt sind, sind aber ebenso faszinierend: Die Farben sind kalt, weich oder pastellfarben und die meisten Gebäude nur einstöckig. Bäume säumen die Strassen, Busse fahren nur selten und man spürt, dass hier noch ein echtes Nachbarschafts-Leben existiert. Die Leute kaufen in traditionellen Bäckereien, Schneidereien und kleinen Geschäften ein.

Im Barrio Yungay kann man gemütlich durch die Strassen schlendern und findet eine gewisse Stille, die in den meisten anderen Vierteln von Santiago schwer zu finden ist. Die Metrostation Cumming (Linie 5) ist ein guter Ausgangspunkt für den Besuch. Von hier aus erreicht man beide Barrios in wenigen Gehminuten und kann einen Nachmittag abseits der Hektik geniessen.   

Kennst du die Viertel schon oder möchtest sie besuchen? Berichte uns in den Kommentaren!

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